Gendern

In diesem Artikel erfährst du alles Wissenswerte zum Thema gendern. Was ist gendern? Warum ist gendern sinnvoll? Welche Möglichkeiten gibt es zu gendern und wie gendere ich am besten? Und was ist eigentlich geschlechterneutrale Sprache? Du findest in diesem Artikel Beispiele zu unterschiedlichen Stilen des Genderns sowie am Schluss Tipps für Einsteiger:innen und ein paar Übungen, mit denen du dein Wissen testen kannst.

Inhaltsverzeichnis

Was ist gendern?
Warum ist gendern sinnvoll?
Wie kann ich gendern?
Wer gendert wie?
7 Tipps für Einsteiger:innen
Zusammenfassung
Übungen

Was ist gendern?

Zunächst einmal eine kurze Worterklärung. Das Wort „gendern“ ist ein Vollverb. Es wurde eingedeutscht und stammt vom englischen Nomen „gender“ (dt. „Geschlecht“). Gendern ist also etwas, das du tun kannst. Oftmals liest du wahrscheinlich auch „das Gendern“. Das ist einfach die substantivierte Form des Vollverbs „gendern“. Synonyme zu „gendern“ sind beispielsweise „gendergerechte Sprache“, „genderneutrale Sprache“ oder auch „Gendersprache“.

Gendern bedeutet, dass du deine Sprache geschlechterspezifisch formulierst. Wie du weißt, wird im Deutschen dekliniert. Das heißt, die Wörter werden je nach Kasus und grammatischem Geschlecht der Nomen verändert. Beim Gendern geht es allerdings nicht um das grammatische Geschlecht von Nomen, sondern um das soziale Geschlecht von Menschen. Dabei wird zunächst das grammatische Geschlecht für weiblich (sie) und männlich (er) auf die sozialen Geschlechter männlich und weiblich übertragen. Zusätzlich werden neue Möglichkeiten geschaffen auch queere Personen, die sich vielleicht gar nicht oder nur teilweise mit der weiblich/männlichen Geschlechteridentität identifizieren, sprachlich miteinzubeziehen. Es werden außerdem jegliche männlich deklinierte Wörter im Satz, die allgemein an alle gerichtet sein sollen, nicht mehr nur männlich dekliniert.

Wenn du genderst, entscheidest du dich also gegen das generische Maskulinum.

Im allgemeinen Sprachgebrauch hat bislang das generische Maskulinum dominiert. Was ist das generische Maskulinum?

Das Adjektiv „generisch“ bedeutet „allgemeingültig“. Das generische Maskulinum heißt daher, dass der Sprachgebrauch nicht geschlechterspezifisch formuliert wird, sondern, dass allgemeine Personenbezeichnungen immer gemäß dem männlichen grammatischen Geschlecht dekliniert werden. Dies soll als allgemeine Form gelten und alle Geschlechter ansprechen.

Zum Verständnis ein ganz einfaches Beispiel:

Derjenige, der die Aufgabe zuerst gelöst hat, holt bitte neue Kreide.“

→ Hier findest du das generische Maskulinum. In diesem Beispiel wird also nicht gegendert. Warum? Die beiden Pronomen „derjenige“ und „der“ haben ein männliches grammatisches Geschlecht und werden daher eigentlich für das männliche soziale Geschlecht verwendet. In diesem Satz wird aber eine Gruppe so angesprochen.

Die Person, die die Aufgabe zuerst gelöst hat, holt bitte neue Kreide.“

→ In diesem Beispiel wird inklusiv gegendert und gleichzeitig sich auch einer geschlechterneutralen Sprache bedient. Warum? Das Nomen „die Person“ ist allgemeingültig für alle Menschen (unabhängig ihres Geschlechtes). Das Relativpronomen „die“ bezieht sich hier auf das grammatische Geschlecht des Nomens „die Person“, nicht auf das soziale Geschlecht eines Menschen. Das Nomen „die Person“ hat ein weibliches grammatisches Geschlecht.

Der- oder diejenige, der die Aufgabe zuerst gelöst hat, holt bitte neue Kreide.“

→ In diesem Beispiel wird binär gegendert. Binär (von 2) gendern heißt, dass du dich auf das männliche und weibliche soziale Geschlecht beschränkst. Daher werden die Pronomen gewählt, die gemäß des männlichen und weiblichen grammatischen Geschlechtes dekliniert werden. Das Pronomen „derjenige“ hat ein männliches grammatisches Geschlecht. Das Pronomen „diejenige“ hat ein weibliches grammatisches Geschlecht. Das Relativpronomen „der“ folgt dabei dem generischen Maskulinum.

Warum ist gendern sinnvoll?

Gendern ist keine Pflicht. Aber genauso wenig ist das generische Maskulinum Pflicht. Das generische Maskulinum ist keine Grammatikregel. Du kannst also das generische Maskulinum verwenden, musst du aber nicht.

Woher stammt das generische Maskulinum? Das generische Maskulinum ist kein grammatisches Phänomen, das sich mit der Zeit natürlich entwickelt und deshalb durchgesetzt hat. Es beruht auf gesellschaftlicher Konvention. Das bedeutet: Es wurde irgendwann einmal von Menschen festgelegt. Es gibt einige sprachwissenschaftliche Untersuchungen und auch eindeutige Belege dafür, dass das generische Maskulinum eben nicht festgelegt wurde, weil es sprachlich einfacher ist. Diese Annahme hält sich nach wie vor, ist aber falsch.

Das generische Maskulinum wurde verwendet, um Frauen zu dominieren und sie aus dem öffentlichen Leben in den Haushalt zu drängen.

Bis 1958 durften Frauen in Deutschland nicht ohne die Erlaubnis ihres Ehemannes arbeiten gehen. Sehr viele Frauen durften daher keiner bezahlten Erwerbstätigkeit nachgehen. Den öffentlichen Raum haben deshalb Männer dominiert. Entsprechend gab es ganz viele Nomen (z.B. Berufsbezeichnungen) ausschließlich in der männlichen Form: z.B. Politiker, Müller, Bürgermeister, Anwalt. Es gibt Belege dafür, dass beispielsweise studierte Juristinnen nicht als Anwältinnen zugelassen wurden mit der Begründung, dass es den Beruf der Anwältin nicht geben würde, sondern nur den Beruf des Anwaltes. Da „der Anwalt“ männlich ist, dürften Frauen den Beruf nicht ausüben, sondern nur Männer. Das generische Maskulinum wurde also verwendet, um Frauen klein zu halten, zu dominieren und um sie aus der Öffentlichkeit in den Haushalt zu drängen. Es war also keineswegs als allgemeine geschlechterübergreifende Sprachform gedacht. Es gibt dokumentierte Nachweise, in denen die Verwendung des generischen Maskulinums im letzten Jahrhundert diskutiert wurde. Daraus liest sich eindeutig, dass das generische Maskulinum festgesetzt wurde, um den Mann als das höhere, privilegierte und dominante Geschlecht hervorzuheben. Die Frau sollte dabei als niedriges, unterlegenes Geschlecht definiert werden. Frauen konnten mit dem generischen Maskulinum mitgemeint werden, Mann konnte sie aber auch bewusst ausschließen.
(Wenn du dafür die Quellen haben möchtest, um dich weiter einzulesen, melde dich gerne bei: [email protected])

Gendern sagt aus, dass alle Geschlechter gleich sind und hebt sprachlich alle Geschlechter auf eine Stufe. Vor allem für queere Geschlechtsidentitäten oder Personen, die sich nur teilweise oder gar nicht mit der weiblich/männlichen Geschlechteraufteilung identifizieren können, schafft gendern sprachlich gesehen überhaupt erstmal einen Raum.

Gendern ist eine sprachliche Anerkennung der Gleichberechtigung von Frauen und queeren Geschlechtsidentitäten. Es erhebt sprachlich alle Geschlechter auf eine Stufe. Gendern sagt aus, dass alle Menschen gleich sind und kein Geschlecht ein anderes dominiert. Gerade in Bezug auf queere Geschlechtsidentitäten wie beispielsweise trans* Personen oder nicht-binäre Personen, ist das Gendern überhaupt erstmal eine Anerkennung der Existenz dieser Menschen. Die deutsche Sprache gibt (leider) nur weibliche und männliche Pronomen her. Können Personen sich mit keiner dieser Geschlechtsidentitäten identifizieren, gibt es sprachlich gesehen keinen Raum und nur begrenzte bis teilweise gar keine Möglichkeit bestimmte Personengruppen zu adressieren. Unterschiedliche Genderstile eröffnen dafür Möglichkeiten.

Empirische Untersuchungen zeigen, dass Frauen durch das generische Maskulinum von den meisten Menschen eben nicht mitgedacht werden. Sondern: Die meisten Menschen verbinden mit dem generischen Maskulinum immer Männer.

Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe an Untersuchungen, die belegen, dass das generische Maskulinum dazu geführt hat, dass Frauen von den meisten Menschen eben nicht mitgedacht werden und damit mental nicht ausreichend repräsentiert sind. Bleibt man beim Beispiel der Berufsbezeichnungen bedeutet das, dass Befragte, die beispielsweise bekannte Politiker nennen sollen, eben ausschließlich Männer aufzählen und nicht geschlechterübergreifend neben Männern auch Frauen oder Personen, die sich nicht mit der weiblich/männlichen Geschlechteraufteilung identifizieren. Frauen werden damit also nicht als wichtige Personen der Gesellschaft repräsentiert, in vielen Berufen nicht gesehen und damit benachteiligt. Vielleicht überlegst du einmal selbst, welche berühmten Dichter, Schriftsteller oder auch Philosophen du aufzählen würdest? Es werden wahrscheinlich Männer sein.
(Wenn du dafür die Quellen haben möchtest, um dich weiter einzulesen, melde dich gerne bei: [email protected])

Jetzt kennst du die wichtigsten Gründe, die für das Gendern sprechen.

Für das generische Maskulinum spricht: Wenn du gerade erst Deutsch neu lernst, kann es einfacher sein erstmal nur die männlichen Formen zu deklinieren.

Für das generische Maskulinum spricht die Tatsache, dass es für dich, da du gerade erst Deutsch lernst, vielleicht zu kompliziert sein könnte, zu gendern. Gerade das grammatische Geschlecht, die Artikel und die Deklination stellen viele vor eine größere Herausforderung beim Lernen der deutschen Grammatik. Da sich das generische Maskulinum auf das männliche Geschlecht beschränkt, musst du bei der Deklination weniger berücksichtigen. Du kannst da aber beruhigt sein! Auch viele deutsche Muttersprachlerinnen und Muttersprachler haben große sprachliche Schwierigkeiten zu gendern. Das ist mittlerweile auch eines der Hauptargumente, das für das generische Maskulinum genannt wird: Es wäre sprachlich einfacher und besser zu lesen.

Damit das Gendern so einfach wie möglich für dich wird, gibt dir iQ Lingua im nächsten Abschnitt eine ausführliche Einleitung dazu, wie du am besten gendern kannst und ein paar Tipps zur praktischen Umsetzung.

Wir helfen Dir gerne weiter!

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Wie kann ich gendern?

Beim Gendern ergibt sich folgender Zwiespalt: Es gibt in der deutschen Grammatik 3 grammatische Geschlechter: männlich (er), weiblich (sie), sächlich (es). Das sächliche grammatische Geschlecht (es) wird auf gar keinen Fall für Menschen verwendet, sondern nur für Gegenstände oder Tiere. Es bleiben also 2 grammatische Geschlechter übrig: weiblich und männlich. Diese beiden grammatischen Geschlechter reichen allerdings nicht aus, um die vielfältigen Geschlechteridentitäten abzudecken. Denn: Es gibt mehr als 2 Geschlechter. Um diesen Zwiespalt zu lösen, sind mittlerweile ganz viele unterschiedliche Stile entwickelt worden, wie man gendern kann:

Binär gendern

Binär gendern heißt, du genderst immer in Paarform: weiblich und männlich. Binär kommt dabei von 2. Du kannst hier entweder beide Nomen nennen (z.B. Schülerinnen und Schüler) oder du kannst wortinitial ein großgeschriebenes „I“ einsetzen (z.B. SchülerInnen). Es bedeutet beides das Gleiche. Oftmals wird die Nennung beider Nomen bevorzugt, um die Großschreibung einzelner Buchstaben innerhalb eines Wortes zu vermeiden. Diese ist tatsächlich untypisch für die deutsche Sprache und findet sich in der Regel häufiger bei Eigennamen (z.B. iPad). Zulässig ist aber beides.

Hier eine Auflistung gängiger Wörter, wie sie binär gegendert werden:

weiblich/männlichbinär (Einzahl)binär (Mehrzahl)
Lehrerin/Lehrerdie Lehrerin/der Lehrer
die/der LehrerIn
die Lehrerinnen/die Lehrer
die LehrerInnen
Schülerin/Schülerdie Schülerin/der Schüler
die/der SchülerIn
die Schülerinnen/die Schüler
die SchülerInnen
Studentin/Studentdie Studentin/der Student
die/der StudentIn
die Studentinnen/die Studenten
die StundentInnen
Mitschülerin/Mitschülerdie Mitschülerin/der Mitschüler
die/der MitschülerIn
die Mitschülerinnen/die Mitschüler
die MitschülerInnen
Chefin/Chefdie Chefin/der Chef
die/der ChefIn
die Chefinnen/die Chefs
die ChefInnen
Vorgesetzte/Vorgesetzterdie Vorgesetzte/der Vorgesetzte
die/der Vorgesetzte
die Vorgesetzten
Mitarbeiterin/Mitarbeiterdie Mitarbeiterin/der Mitarbeiter
die/der MitarbeiterIn
die Mitarbeiterinnen/die Mitarbeiter
die MitarbeiterInnen
Dozentin/Dozentdie Dozentin/der Dozent
die/der DozentIn
die Dozentinnen/die Dozenten
die DozentInnen
jede/jederallealle
derjenige/diejenigedie Persondie Personen
jemandallealle

Zum Beispiel:

  • Die Schülerinnen und Schüler des B1-Kurses sind alle auf demselben Sprachniveau.
  • Liebe SchülerInnen, die Stunde fällt aufgrund von Krankheit heute leider aus.

Inklusiv gendern

Inklusiv gendern heißt, du beziehst alle Geschlechtsidentitäten mit ein: Also weiblich, männlich und alle Geschlechtsidentitäten des queeren Spektrums. Inklusiv zu gendern beinhaltet immer eine Form von Sonderzeichen. Beliebt sind vor allem der Asterix (*) und der Doppelpunkt (:). Das Sonderzeichen wird dabei wortinitial nach der männlichen Variante gesetzt. Die Endung, die das weibliche Geschlecht markieren soll, steht nach dem Sonderzeichen: z.B. Schüler*innen, Schüler:innen, Lehrer*innen, Lehrer:innen, Freund*innen, Freund:innen. Das Sonderzeichen steht für inklusives Gendern, weil es alle Geschlechtsidentitäten abgesehen von der weiblich/männlichen-Geschlechteraufteilung symbolisiert.

Der Asterix (*) wird in dem Kontext auch als Genderstern oder Gendersternchen bezeichnet. Er wird oftmals bevorzugt, weil er im regulären Satz keine Bedeutung hat im Vergleich zum Doppelpunkt. Den Doppelpunkt findest du auch regulär im Satz.

Die Aussprache der Wörter beim inklusiven Gendern verändert sich. Denn: Das Sonderzeichen wird in Form einer kurzen Pause ausgesprochen. Das Fachwort für diese Pause nennt sich „Glottisschlag„. Diese Pause findest du bereits in ganz vielen regulären deutschen Wörtern wie z.B: Hebamme, Theater, beachten, mitessen, Spiegelei. Diese Wörter haben alle gemeinsam, dass sie mit einer kurzen Pause innerhalb des Wortes ausgesprochen werden. Die Pause findest du hier beispielhaft durch den Bindestrich markiert: Heb-amme, The-ater, be-achten, mit-essen, Spiegel-ei. Für Wörter, die du inklusiv genderst, ergeben sich daraus folgende Pausen: z.B. Schüler-innen, Lehrer-innen, Freund-innen. Also immer dort, wo das Sonderzeichen steht, machst du eine kurze Pause.

Hier eine Auflistung gängiger Wörter wie sie inklusiv gegendert werden:

weiblich/männlichgenderinklusiv (Einzahl)genderinklusiv (Mehrzahl)
Lehrerin/Lehrerdie*der Lehrer*in
die:der Lehrer:in
die Lehrer*innen
die Lehrer:innen
Schülerin/Schülerdie*der Schüler*in
die:der Schüler:in
die Schüler*innen
die Schüler:innen
Studentin/Studentdie*der Student*in
die:der Student:in
die Student*innen
die Student:innen
Mitschülerin/Mitschülerdie*der Mitschüler*in
die:der Mitschüler:in
die Mitschüler*innen
die Mitschüler:innen
Chefin/Chefdie*der Chef*in
die:der Chef:in
die Chef*innen
die Chef:innen
Vorgesetzte/Vorgesetzterdie*der Vorgesetzte*r
die:der Vorgesetzte:r
die Vorgesetzten
Mitarbeiterin/Mitarbeiterdie*der Mitarbeiter*in
die:der Mitarbeiter:in
die Mitarbeiter*innen
die Mitarbeiter:innen
Dozentin/Dozentdie*der Dozent*in
die:der Dozentin
die Dozent*innen
die Dozent:innen
jede/jederallealle
derjenige/diejenigedie Persondie Personen
jemandallealle

Wie du siehst, werden im Singular die beiden Artikel „der*die“ auch mit einem Sonderzeichen verbunden. Das hängt damit zusammen, dass du inklusiv genderst. Das Sonderzeichen steht hier also für die Anrede jener Personen, die sich weder oder nur teilweise mit der weiblich/männlichen Geschlechtereinteilung identifizieren.

Tipp: Um es so einfach wie möglich zu halten, verwende daher am besten den Plural (die Mehrzahl). Dadurch kannst du dir ein paar Sonderzeichen sparen.

Zum Beispiel:

  • Die Schüler*innen des B1-Kurses sind alle auf demselben Sprachniveau.
  • Die Schüler:innen des B1-Kurses sind alle auf demselben Sprachniveau.
  • Liebe Schüler*innen, die Stunde fällt aufgrund von Krankheit heute leider aus.
  • Liebe Schüler:innen, die Stunde fällt aufgrund von Krankheit heute leider aus.

Geschlechterneutrale Sprache

Bedienst du dich einer geschlechterneutralen Sprache, umgehst du ganz bewusst eine sprachliche Geschlechtereinteilung und verwendest Wörter, die keine Markierung des sozialen Geschlechts haben. Geschlechterneutrale Sprache ist genauso inklusiv wie inklusives Gendern, da es keine bestimmten Geschlechteridentitäten adressiert und deshalb auch niemanden ausschließt. Häufig findest du die substantivierte Form des Partizip Präsens als geschlechterneutrale Variante oder komplett neue Wörter. Geschlechterneutrale Sprache beinhaltet also andere Wörter, als du vielleicht regulär verwenden würdest.

Tipp: Geschlechterneutrale Sprache klappt sehr gut im Plural. Dabei kannst du teilweise vollständig auf Sonderzeichen verzichten und bleibst trotzdem inklusiv.

Hier eine Auflistung gängiger geschlechterneutraler Wörter:

weiblich/männlichgeschlechterneutral (Einzahl)geschlechterneutral (Mehrzahl)
Lehrerin/Lehrerdie Lehrkraftdie Lehrkräfte
Schülerin/Schülerdie/der Lernendedie Lernenden
Studentin/Studentdie/der Studierendedie Studierenden
Mitschülerin/Mitschülerdie/der Teilnehmendedie Teilnehmenden
Chefin/Chefdie Teamleitungdie Teamleitungen
Vorgesetzte/Vorgesetzterdie Führungskraftdie Führungskräfte
Mitarbeiterin/Mitarbeiterdie/der Mitarbeitendedie Mitarbeitenden
Dozentin/Dozentdie/der Dozierendedie Dozierenden
jede/jederallealle
derjenige/diejenigedie Persondie Personen
jemandallealle

Zum Beispiel:

  • Die Teilnehmenden des B1-Kurses sind alle auf demselben Sprachniveau.
  • Liebe Teilnehmenden, die Stunde fällt aufgrund von Krankheit heute leider aus.

Wer gendert wie?

Es gibt keine eindeutige Antwort darauf, wer wie gendert. Gendern befindet sich in der Entwicklung. Es gibt (noch) keine allgemeine Regelung zum Gendern und ja auch keine Verpflichtung zu gendern. Das bedeutet: Alle können es so handhaben, wie sie das gerne möchten. Es sollte aber vor allem im Schriftlichen einheitlich sein. Das heißt, in der Regel haben sich Unternehmen und Institutionen auf eine Variante geeinigt, die sie dann verschriftlichen.

7 Tipps für Einsteiger:innen

1. Geschlechterneutrale Wörter verwenden.

Am einfachsten machst du es dir, wenn du geschlechterneutrale Wörter im Plural verwendest. Dann brauchst du nur den Plural-Artikel „die“ und eine Wortform lernen und kannst mögliche Fehler bei der Deklination umgehen.

2. Wenn möglich den Plural verwenden.

Du machst es dir am einfachsten, wenn du im Plural versuchst du formulieren. Dann sparst du dir individuelle Ansprachen von Einzelpersonen und ein paar Artikel sowie Sonderzeichen.

3. Pronomen geschickt umgehen.

Pronomen kannst du am geschicktesten umgehen, wenn du im Plural formulierst. Das einzige Wort, das du dann öfter verwendest, wäre „alle“.

4. Entscheide dich für einen Genderstil.

Entscheide dich am besten für einen Genderstil. Wenn du umgangssprachlich mehrere Genderstile mischt, ist das in der Regel kein Problem. Sobald du aber schriftlich genderst, sei es in E-Mails, offiziellen Schreiben an Ämter oder der Sprachschule oder wenn du im Studium wissenschaftlich arbeitest, solltest du einheitlich gendern. Es wird auch einfacher für dich, wenn du dich für einen Genderstil entscheidest. So kannst du dir vorher schon Sätze vorformulieren. Satzkonstruktionen, die gut für dich funktionieren, kannst du einfach auswendig lernen und in dein Standardrepertoire aufnehmen.

5. Achte darauf dich nicht zu wiederholen.

Achte darauf, dich nicht zu wiederholen, nur, damit du Pronomen umgehen kannst.

6. Verwende Hilfsmittel (z.B. Genderwörterbuch)

Es gibt mittlerweile einige Hilfsmittel wie Genderwörterbücher und Leitfaden zu gendern, die dir eine große Unterstützung sein können.

7. Habe Geduld.

Gendern erfordert Geduld. Wenn du gerade erst anfängst Deutsch zu lernen, musst du dich erstmal orientieren und austesten, wie gendern eigentlich funktioniert. Hast du schon fortgeschrittenere Deutschkenntnisse, hast du wahrscheinlich das generische Maskulinum gelernt. Das umzulernen erfordert Geduld und Übung. Das hängt u.a. damit zusammen, dass du ja wahrscheinlich Satzkonstruktionen, die gut für dich funktionieren, auswendig kennst und schon automatisch verwendest. Diesen Automatismus umzuprogrammieren, erfordert Geduld und Übung. Also sei nachsichtig mit dir! 🙂

Im Folgenden findest du eine praktische Umsetzung der 7 Tipps zum Gendern:

Generisches MaskulinumJeder, der der die Abschlussprüfung besteht, kann sich schon für den Folgekurs anmelden.
Binär gendernDer Teilnehmer und die Teilnehmerin, die die Abschlussprüfung besteht, kann sich schon für den Folgekurs anmelden. (Singular/Einzahl)
Binär gendernDie Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die die Abschlussprüfung bestehen, können sich schon für den Folgekurs anmelden. (Plural/Mehrzahl)
Inklusiv gendernDie*der Teilnehmer*in, die die Abschlussprüfung besteht, kann sich schon für den Folgekurs anmelden. (Singular/Einzahl)
Inklusiv gendernDie Teilnehmer*innen, die die Abschlussprüfung bestehen, können sich schon für den Folgekurs anmelden. (Plural/Mehrzahl)
Geschlechterneutral gendernJede Person, die die Abschlussprüfungen besteht, kann sich schon für den Folgekurs anmelden. (Singular/Einzahl)
Geschlechterneutral gendernAlle, die die Abschlussprüfung bestehen, können sich schon für den Folgekurs anmelden. (Plural/Mehrzahl)

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Tipps und Zusammenfassung zum Thema Nomen
  1. Das Wort „gendern“ ist ein Vollverb. Es ist eingedeutscht und stammt vom englischen Wort „gender“ (dt. „Geschlecht“). Wenn du genderst, formulierst du deine Sprache geschlechterspezifisch und nicht im generischen Maskulinum.
  2. Das generische Maskulinum bedeutet, dass du jegliche Personenansprachen und Personenbezeichnungen ausschließlich in der männlichen Form deklinierst.
  3. Grundsätzlich gibt es 3 unterschiedliche Genderstile: binäres Gendern, inklusives Gendern und geschlechterneutrale Sprache.
  4. Entscheide dich für einen Genderstil und versuche es nicht zu verkomplizieren. Teste die unterschiedlichen Möglichkeiten zu gendern aus und schaue, was für dich am besten funktioniert!

Übungen zum Gendern

Hier findest du kostenlose Übungen zum Gendern.

1 / 8

Welcher Genderstil wird hier verwendet? Klicke dir korrekte Antwort an.

„Bitte gebt den fehlenden Teilnehmenden Bescheid, dass die Sitzung nächste Woche ausfällt.“

2 / 8

Welcher Genderstil wird hier verwendet? Klicke dir korrekte Antwort an.

„Alle, die sich bereits für den Folgekurs angemeldet haben, können auch schon das nächste Kursbuch bestellen.“

3 / 8

Welcher Genderstil wird hier verwendet? Klicke dir korrekte Antwort an.

Die Schüler*innen sind alle pünktlich zum Beginn der Sitzung.

4 / 8

Gendere das folgende Wort geschlechterneutral im Plural (Mehrzahl).

die Lehrerin/der Lehrer
gegenderter Plural: die

5 / 8

Gendere das folgende Wort inklusiv im Plural (Mehrzahl). Entscheide dich dabei für eine Variante der Genderstils.

die Leserin/der Leser
gegenderter Plural: die

6 / 8

Gendere das folgende Wort inklusiv im Plural (Mehrzahl). Entscheide dich dabei für eine Variante der Genderstils.

die Freundin/der Freund
gegenderter Plural: die

7 / 8

Gendere das folgende Wort geschlechterneutral im Plural (Mehrzahl).

die Studentin/der Student
gegenderter Plural: die

8 / 8

Welcher Genderstil wird hier verwendet? Klicke dir korrekte Antwort an.

„Der Lehrer bzw. die Lehrerin, die eigentlich den Sprachkurs halten sollte, ist leider krank.“


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