In diesem Artikel erfährst du alles Wissenswerte zum Duzen und Siezen im Deutschen. Was heißt duzen? Was heißt siezen?Wann duze ich? Wann sieze ich? Außerdem findest du noch ein paar Ausnahmen, die du beim Duzen und Siezen beachten solltest. Am Ende findest du ein paar Übungen, um dein Wissen zu testen.
Inhaltsverzeichnis
Was ist „siezen“?
Wann sieze ich?
Was ist „duzen“?
Wann duze ich?
Ausnahmen
Fazit
Übungen
Beim Duzen oder Siezen geht es um Höflichkeitsregeln. Ob du dein Gegenüber duzt oder siezt, kann von folgenden Punkten abhängen:
- (persönliches) Verhältnis zum Gegenüber
- Kontext/soziale Situation
- das eigene Alter und das Alter des Gegenübers
Duzen und Siezen beruht in der Regel immer auf Gegenseitigkeit. Das heißt, in der Regel siezen dich Menschen ebenfalls, die du siezt und anders herum. Auch duzen dich Menschen, die du duzt und umgekehrt.
Was ist „siezen“?
Wenn du jemanden „siezt“, dann sprichst du die Person mit der Höflichkeitsform „Sie“ an. Beim Siezen sprichst du dein Gegenüber je nach Geschlecht mit „Frau/Herr“ + Nachname an. Wie du bestimmt schon weißt, gehört die Höflichkeitsform nicht zu der regulären Verbkonjugation.
Du verwendest deshalb dafür die Konjugationsform der 3. Person, Plural:
Infinitiv | 3. Person, Plural | Höflichkeitsform |
gehen | sie gehen | Können Sie bitte nach vorne gehen? |
essen | sie haben gegessen | Haben Sie schon gegessen? |
aufschreiben | sie werden aufschreiben | Werden Sie das noch aufschreiben? |
vorlesen | sie lesen vor | Lesen Sie bitte laut vor. |
In Verbindung mit der Höflichkeitsform verwendest du außerdem sehr oft die Modalverben. Warum? Mit den Modalverben kannst du Höflichkeit ausdrücken, da du beispielsweise keine direkte Anweisung an dein Gegenüber richtest, sondern diese als Frage formulierst.
Beachte bei den Modalverben: Verwendest du ein Modalverb, konjugierst du nur das Modalverb. Das 2. Verb (Vollverb) bleibt im Infinitiv stehen → Modalverb + Vollverb im Infinitiv. Grundsätzlich gilt das für alle Modalverben.
Oft findest in Kombination mit der Höflichkeitsform das Modalverb „können“:
Höflichkeitsform | Höflichkeitsform + Modalverb |
Gehen Sie bitte nach vorne. | Können Sie bitte nach vorne gehen? |
Essen Sie bitte in der Pause. | Können Sie bitte in der Pause essen? |
Schreiben Sie das bitte auf. | Können Sie das bitte aufschreiben? |
Lesen Sie bitte laut vor. | Können Sie das bitte laut vorlesen? |
Wann sieze ich?
Grundsätzlich siezt du, wenn:
- du dein Gegenüber nicht kennst.
- eine Hierarchie besteht.
- dein Gegenüber älter ist als du.
- du dir nicht sicher bist, ob du jemanden duzen oder siezen sollst.
1. Du siezt, wenn du dein Gegenüber nicht kennst.
Erwachsene, die du nicht kennst, siezt du in der Regel. Egal, ob im Supermarkt, bei der Ärztin, in handelsüblichen Geschäften, auf der Arbeit oder beim Amt.
2. Du siezt, wenn eine Hierarchie besteht.
Je nach sozialer Situation, kann eine Hierarchie bestehen. Die gibt es beispielsweise im Arbeitsumfeld: Dort gibt es Vorgesetzte und Angestellte. An der Uni oder in der Schule gibt es ebenfalls eine Hierarchie: Dort gibt es die Lehrkräfte und die Lehrenden und dann die Schülerinnen und Schüler sowie die Studierenden. Personen, die eine Hierarchiestufe über dir stehen, musst du immer siezen.
3. Du siezt, wenn dein Gegenüber älter ist als du.
Grundsätzlich siezt du Menschen, die älter sind als du. Diese Regel ist etwas älter. Früher hat man in Deutschland auch die eigenen Eltern und Großeltern gesiezt, das ist heute nicht mehr so. Es ist vor allem eine Frage des Respekts ältere Menschen zu siezen. Das bezieht sich besonders auf einen signifikanten Altersunterschied wie: Kinder – Seniorinnen und Senioren oder Mitte 20-Jährige – Mitte 50-Jährige.
4. Du siezt, wenn du dir nicht sicher bist, ob du jemanden duzen oder siezen sollst.
Wenn du dir unsicher bist, ob du dein Gegenüber duzen oder siezen sollst, dann ist siezen immer die bessere Lösung. So vermeidest du unhöfliches und respektloses Verhalten. Erachtet dein Gegenüber das nicht als notwendig, wird es dir das „du“ anbieten.

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Was ist „duzen“?
Duzen ist in der Regel informell. Duzen ist also keine Höflichkeitsform. Das „du“ kennst du bestimmt schon von den Personalpronomen (2. Person, Singular). Es handelt sich dabei um genau dieselbe Konjugationsform:
Infinitiv | duzen |
gehen | Kannst du bitte nach vorne gehen? |
essen | Hast du schon gegessen? |
aufschreiben | Wirst du das noch aufschreiben? |
vorlesen | Lies bitte laut vor. |
Wann duze ich?
Grundsätzlich duzt du, wenn:
- du mit Kindern sprichst.
- du mit Freundinnen, Freunden oder Familie sprichst.
- dir das „du“ angeboten wird.
1. Du duzt, wenn du mit Kindern sprichst.
Kinder werden immer geduzt. Anders herum lernen Kinder aber, dass sie Erwachsene siezen sollen. Das bedeutet, das „du“ beruht hier nicht auf Gegenseitigkeit. Du duzt Kinder als erwachsene Person und du wirst aber von Kindern gesiezt.
2. Du duzt, wenn du mit Freundinnen, Freunden oder Familie sprichst.
Das „du“ ist die informelle Ansprache, wenn du mit Freundinnen und Freunden, Familie, Partnerin oder Partner sprichst.
3. Du duzt, wenn wir das „du“ angeboten wird.
Wenn dir jemand das „du“ anbietet, bedeutet das, dass dir dein Gegenüber sagt, dass ihr euch nicht siezen braucht, sondern euch gerne per „du“ ansprechen könnt.
Wichtig hierbei sind 2 Punkte:
- Es handelt sich dabei um eine individuelle Absprache: Es kann sein, dass dir eine Lehrkraft im Sprachkurs das „du“ anbietet. Das gilt dann aber nur für diese eine Lehrkraft. Alle anderen Lehrkräfte musst du weiterhin siezen.
- Es können nicht alle das „du“ anbieten. Hier ist wieder die Hierarchie und/oder das Alter wichtig. Deine Teamleitung kann dir das „du“ anbieten, anders herum kannst du als angestellte Person deiner Teamleitung nicht das „du“ anbieten. Das wäre unhöflich. Gleiches gilt für Menschen, die älter sind als du: Ist eine Person signifikant älter als du, solltest du sie siezen. Es kann sein, dass dir dein älteres Gegenüber dann ein „du“ anbietet. Anders herum wäre es sehr unhöflich einer älteren Person das „du“ anzubieten.
Beachte: Nur, weil dir jemand das „du“ anbietet, heißt es nicht, dass du verpflichtet bist dies anzunehmen. Möchtest du lieber gesiezt werden aus egal welchem Grund, kannst du das „du“ ablehnen und freundlich darauf hinweisen, dass du bei dem „Sie“ bleiben möchtest.
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Ausnahmen beim Duzen und Siezen
Nun kennst du schon die regulären Regeln beim Duzen und Siezen. Es gibt aber natürlich auch hier einige Ausnahmen im Deutschen:
- Der Trend geht zum Du
- Du duzt meist, wenn du Teil einer Gruppe bist
- Jemand duzt dich einfach
- Gendern und Ansprache
- Nicht-binäre Ansprache
1. Der Trend geht zum Du.
Vor allem in handelsüblichen Geschäften in der Stadt wird dir auffallen, dass du dort von den Mitarbeitenden geduzt wirst, obwohl ihr euch nicht kennt.
Auch viele Unternehmen tendieren zum „du“. Im Arbeitsumfeld soll das „du“ vor allem flache Hierarchien aufzeigen und weniger Distanz zu den Vorgesetzten schaffen. Du solltest aber am besten alle erstmal siezen. Deine Vorgesetzten oder Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen werden dich schon darauf hinweisen, wie die Anrede im Unternehmen gehandhabt wird. Ansonsten kannst du auch nachfragen.
2. Du duzt meist, wenn du Teil einer Gruppe bist.
Bist du mit anderen Personen Teil einer Gruppe wie beispielsweise an der Uni oder in der Sprachschule, kannst du die anderen Studierenden oder Schülerinnen und Schüler in der Gruppe duzen.
3. Jemand duzt dich einfach.
Es kann sein, dass dich dein Gegenüber einfach duzt, obwohl hier siezen angebracht wäre. Das machen durchaus ältere Seniorinnen und Senioren. Hier siezt du am besten weiterhin dein Gegenüber. Wenn es dich stört, dass du geduzt wirst, kannst du das aber natürlich sagen.
Gleiches gilt bei bestehenden Hierarchien: Es kann sein, dass deine Teamleitung auf der Arbeit oder eine Lehrkraft oder die Lehrenden an der Uni dich duzen. Auch hier siezt du am besten weiterhin dein Gegenüber, weil es sonst unhöflich ist. Wenn es dich stört, dass du geduzt wirst, kannst du das auch hier sagen. Es kann aber auch sein, dass dir dein Gegenüber dann das „du“ anbietet, wenn du weiter siezt.

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4. Gendern und Ansprache
Gendern ist etwas, das sich aktuell immer mehr durchsetzt. Grundsätzlich gilt dazu zu sagen: Im Deutschen gilt nach wie vor das generische Maskulinum. Das bedeutet: Generalisierte Aussagen über Personen oder Personengruppen werden nur in der männlichen Form ausgedrückt. Alle anderen Menschen sind dabei mit gemeint. Das heißt, wenn du nicht genderst, sondern dich für das generische Maskulinum entscheidest, ist das grammatikalisch korrekt.
Möchtest du gendern, kannst du dies aber tun. Da es dafür noch keine einheitliche Regelung gibt, kannst du das so handhaben, wie du das gerne machen möchtest. Vor allem kann es aber sein, dass du gegendert wirst. Das bedeutet, die allgemeinen Ansprachen von Menschen haben sich verändert:
- Es kann sein, dass du in formellen E-Mails oder Briefen nicht mehr mit „Frau/Herr“ angesprochen wirst, sondern nur mit deinem kompletten Namen: Lisa Musterfrau (statt: Frau Lisa Musterfrau).
- Auch wirst du oft Anreden finden, die den Asterix (*) oder einen Doppelpunkt (:) im Wort enthalten: z.B. Schüler*innen, Arbeitnehmer*innen oder Schüler:innen, Arbeitnehmer:innen.
- Außerdem wirst du auch oft über das substantivierte Partizip Präsens stolpern: z.B. Lehrende, Lernende, Arbeitende, Dozierende.
Lass dich davon nicht beirren! 🙂 Das kann sehr kompliziert sein, wenn man gerade erst Deutsch lernt. Aber auch die deutschen Muttersprachlerinnen und Muttersprachler tun sich damit schwer. Gendern ist eine sehr neue sprachliche Entwicklung und formt sich gerade. Daher gibt es noch keine einheitliche Regelung.
5. Nicht-binäre Ansprache
Mittlerweile ist es nicht mehr unüblich, dass sich Menschen nicht mit der binären Geschlechteraufteilung identifizieren (also als männlich oder weiblich). Da dies eine Entwicklung ist, die sich zum aktuellen Zeitpunkt noch formt, gibt es noch keine einheitliche Regelung dafür. Deshalb hier ein paar Tipps:
- Bist du dir nicht sicher, welchem Geschlecht du dein Gegenüber zuordnen würdest, kannst du bei deiner Vorstellung deine Pronomen dazu nennen. Männliche Pronomen sind: er/seine. Weibliche Pronomen sind: sie/ihre.
Also du kannst dann beispielsweise sagen: „Hallo, ich bin Lisa Musterfrau und meine Pronomen sind sie/ihre.“ Das gibt deinem Gegenüber die Möglichkeit dir ebenfalls die Pronomen zu nennen und dann weißt du auch, wie du die Person ansprechen sollst. Nennt dir dein Gegenüber weibliche Pronomen, sprichst du sie als „Frau + Nachname“ an. Nennt dir dein Gegenüber männliche Pronomen, sprichst du ihn als „Herr + Nachname“ an. Nennt dir dein Gegenüber Pronomen, die du eventuell nicht kennst, kannst du auch nachfragen, wie die Person gerne angesprochen werden möchte. - Wenn du dir nicht sicher bist, welchem Geschlecht du dein Gegenüber zuordnen würdest, kannst du außerdem auch komplett auf eine Anrede „Frau/Herr Musterfrau“ verzichten und lediglich den Vornamen + Nachnamen sagen. Zum Beispiel: Hallo Lisa Musterfrau. Dies setzt sich aktuell vor allem an den Universitäten durch und kann womöglich eine Möglichkeit sein, die sich langfristig im Alltag auch so durchsetzt.
- Die nicht-binäre Ansprache in der Gruppe, wenn sich alle duzen: Bist du dir nicht sicher, welchem Geschlecht du dein Gegenüber zuordnen würdest, kannst du dich ebenfalls genau so vorstellen wie oben erwähnt: „Hallo, ich bin Lisa und meine Pronomen sind sie/ihre.“ Du kannst aber auch beim Duzen die Pronomen einfach weglassen. Kennst du den Namen der Person, sagst du immer den Namen: „Lisa hat gesagt, dass Lisa gerne vorlesen möchte.“ (statt: Lisa hat gesagt, dass sie gerne vorlesen möchte.)
Was du auf keinen Fall tun solltest: Eine andere Person mit dem Pronomen „es“ ansprechen. „Es“ wird im Deutschen für Gegenstände verwendet, nicht für Personen.
Fazit
Wie du siehst, gibt es einige Regeln zum Duzen und Siezen im Deutschen. Vielleicht gibt es in deiner Erstsprache auch eine Höflichkeitsform, die dir im Deutschen etwas Orientierung geben kann? iQ Lingua hilft dir gerne dabei dein Sprachniveau auf das nächste Level zu bringen! 🙂
iQ Lingua bietet dir einige kostenlose Tipps zum Lernen der deutschen Sprache, zu den häufigsten Adjektiven oder häufigsten Grammatikfehlern in der deutschen Sprache. Außerdem findest du umfangreiche Artikel zu den verschiedendsten Grammatikinhalten wie den unterschiedlichen Wortarten (Nomen, Verben, Adjektive, Adverbien, Pronomen, Präpositionen) oder den Zeiten (Präsens, Präteritum, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur 1, Futur 2).
iQ Lingua bietet zudem auch als Deutsch-Sprachschule deutschlandweit Einzel- und Gruppen-Deutschkurse in Präsenz und online an. Schau dir gerne das umfangreiche Angebot an. 🙂
Übungen zum Duzen und Siezen
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